«Ganz genau sein ist schön. Aber es braucht wahnsinnig viel Zeit. Den einen bleibt nichts anderes übrig. Sie werden zu Spezialisten, die vielleicht niemand braucht. Das ist gar nicht so wichtig. Weil dort wo’s genau wird kommst du heim, und dann könnte das für immer sein.»
Denise Wintsch lässt in ihrem zweiten Solostück die verschrobene Einzigartigkeit und den anarchisch trostlosen Charme ihrer Protagonisten zu subtil monströsen Grundsatzfragen unserer Existenz heranwachsen. Ihre Figuren sind Makroobjektive für das Unspektakuläre und Flugbegleiter zum Vergessenen. Für immer ist ein Stück über die lustvolle Sinn- und Unsinnsuche im menschlich Abgründigen unserer Zeit.
Premiere: November 2014 Fabriktheater Rote Fabrik Zürich
Denise Wintsch Idee, Konzept, Spiel
Benno Muheim Regie
Beat Fuhrimann Bühne
Raphaela Hutter Kostüm
Ueli Kappeler Licht
Lukas Piccolin Produktionsleitung
Ueli Kappeler/
Nina Langosch Technik
Nadja Zela Grafik, Web
flimmern.ch Videodoku
Koproduktion Fabriktheater Rote Fabrik, Zürich
Unterstützt durch:
Fachstelle Kultur Kanton Zürich, Fondation Nestlé pour l’Art, Ernst Göhner Stiftung, Familien-Vontobel-Stiftung, Georges und Jenny Bloch Stiftung, Dr. Adolf Streuli Stiftung, SIS Schweizerische Interpretenstiftung
©TomDavis
Ganzes Stück
Nadja Zela, Musikerin
«Denises Ideen sind voller Luft und Kraft. Wie grosse, dicke Zeppeline gefüllt mit Beobachtungen des menschlichen Alltags schweben sie im Raum. Der Raum wird himmelweit und die archaischen, körpernahen Erzählungen dehnen sich darin aus wie der Schall. Dieses Theater bewegt mich, es wächst in mir drin weiter, wie eine Melodie, die hängen bleibt. Es ist eigentlich Musik.»
Christophe Badoux, Comiczeichner und Illustrator
«Denise Wintsch führt ein Heim für kleine Momente des Lebens. Wenn es eine Hierarchie der Dinge des Alltags gibt, dann wühlt Denise zu unterst im Stapel und zupft ein paar dieser vergessenen Momente hervor, um sie uns wieder in Erinnerung und ins Herz zu rufen. Denise Wintsch beobachtet scheinbar Nebensächliches ultra-genau, seziert und analysiert es bis ins kleinste Detail und entwickelt in ihrer gestochen scharfen Darstellung eine ureigene Poesie. Das ist Kunst.»
Corina Freudiger, ehemals Bühne / Literatur- Verantwortliche «züritipp»
«Denise Wintschs szenische Welten sind einzigartig, weil sie das Schräge, das Unerwartete und das Poetische vereinen. Jedes Mal, wenn ich Arbeiten von ihr sehe - sei es ein Tryout im kleinen Rahmen, ein unangemeldeter Gastauftritt am Sechseläuten, oder ein abendfüllendes Programm im Theater - bin ich bewegt, überrascht und aufs allerbeste unterhalten. Denn Denise besitzt das rare Talent, auf der Bühne die Zeit dehnbar zu machen, ohne dabei zu langweilen; im Gegenteil! Ihre Figuren laufen beim scheinbaren Nichtstun zu Bestform auf, sie trödeln aufs Schönste, geben sich umwerfenden Fantasien hin, erfinden sich wilde Alter Egos oder widmen sich fern aller Perfektion, dafür äusserst hingebungsvoll einem Hobby. Dies, bis auch den letzten Zuschauern dämmert, worum es hier tatsächlich geht: um die grosse Frage nämlich, was uns alle glücklich macht und warum. Ausserdem ist Denise Wintsch eine grossartige Bastlerin, was sich - wiederum zum Glück fürs Publikum - aufs Bühnengeschehen auswirkt: Ein Kassettenrekorder schwingt an langem Seil über der Bühne hin- und her, aus ihm klingt Glockengeläut, sofort ist man in der Kirche; die Figur Regula packt ihr Gürteltäschchen in Alufolie, sofort ist man an der Fasnacht. Und damit ist noch ein weiterer Grund angesprochen, weshalb ich Denise Wintschs Arbeiten allen ans Herz lege: Ihre Figuren sind ein Hit. Es sind keine Traumfrauen, sie haben keine Traumfiguren und keine Traumleben, sie passen in kein Schema, und ich habe auf Schweizer Bühnen noch nichts Vergleichbares gesehen. Genau darum macht es grosse Freude, ihnen zu zuschauen, sie zu entdecken, und in ihnen, in ihren merkwürdigen Ticks, Kostümen und Passionen, ein Stück von sich selbst wiederzufinden. Das ist sehr privat, sehr wohltuend und sehr anrührend. Das letzte Mal, als ich mit einer von ihnen ein Stück Wintsch’e Bühnenzeit verbracht hatte, fuhr ich auf dem Heimweg mit dem Velo ein paar Kurven mehr als nötig. Nicht, weils effizient war oder Sinn machte. Sondern weil ich Lust dazu verspürte.»
Thomas Bodmer, Filmredakteur «züritipp»
«Als ich im Herbst 2009 erstmals Denise Wintschs Figur Regula begegnete, tat sich für mich eine ganze Welt auf. So begeistert waren meine Frau und ich, dass wir uns das Stück gleich zweimal anschauten. Doch damit nicht genug: In unserem Freundeskreis, der regelrecht genötigt wurde, sich «Regula» anzuschauen, begannen wir von «Jubiljäum» zu sprechen, in Regulas Ton «Grüezi Herr Steiner» zu sagen, und an meinem Arbeitsplatz hingen Fotos von Regula, die am Sechseläuten mit einem Kartonpferd als «Zunft zum Ftämbel» teilnahm. Mir hat Regula in den letzten Jahren gefehlt, und ich hoffe sehr, dass sie in Denise Wintschs neuem Programm ein Plätzchen findet.»